Dieter Wegener (?) und „The Rats“
Dies ist kein Nachruf im eigentlichen Sinn. Vielmehr möchte ich anlässlich des Todes von Dieter Wegener im Februar 2016 auf seine Rolle in der Steterburger Musikgeschichte aufmerksam machen und seine musikalische Persönlichkeit skizzieren.
Wie einige Leser vermutlich noch in Erinnerung haben, gründete sich Mitte der 1960er Jahre in Steterburg eine Band mit dem Namen „The Rats“. Bandleader war Dieter Wegener, leidenschaftlicher und zielstrebiger Rockmusiker, der als weitere Mitstreiter den Rhythmusgitarristen Dietmar Witolin, den Drummer Rainer Schuhmacher und den Bassisten Hans-Uwe von Grabowski um sich scharen konnte. Für einige Monate durfte auch ich in dieser Band als Sänger eine Gastrollle spielen. Geprobt wurde im Evangelischen Gemeindehaus, anschließend getrunken - auch schon damals im Gambrinus.
Mit dem anfänglich noch recht spärlichen Repertoire war zunächst kein großer Staat zu machen. Demzufolge musste sich die Band mit kleinen Auftritten auf privaten Feiern und auf Schulfesten über Wasser halten. Wegen unserer desaströsen Finanzlage nahmen wir alles an, was sich bot, um unser dürftiges Equipment auf einen akzeptablen Stand zu bringen, was aber nur lückenhaft gelang. Ich erinnere mich noch an die entsetzten Gesichter der Mitglieder eines Sparkassenvereins in Braunschweig, die uns für ihr Jahresfest als „Kapelle“ engagiert hatten und nun zu „I can`t get no satisfaction“ tanzen mussten. Irgendwie haben wir dann aber doch noch den erwarteten Walzer hingekriegt, sodass der Auszahlung der Gage in Höhe von 50.- DM nichts im Wege stand.
Eines der Highlights war sicherlich der Auftritt im prall gefüllten Saal des Vereins-Gasthauses Fortuna am 4. September 1965. So gut wir es eben konnten, spielten wir vor dem ausgelassenen Publikum u.a. „Twist and shout, Eight days a week, You really got me“, wobei der Kracher sicherlich Rainer Schumachers Gesangsversion von „Woolly Bully“ war, was bei ihm fast wie das Original klang.
Soweit mir bekannt ist, löste sich die Gruppe noch vor 1968 auf, da die meisten Mitglieder aus Ausbildungsgründen Steterburg verließen. Dieter verlor ich völlig aus den Augen, da er erst einmal für 4 Jahre mit der Luftwaffe in die USA ging und ich mich nach Süddeutschland absetzte.
Im Jahr 2015 kehrte ich nach Salzgitter zurück und suchte einen musikalischen Ansprechpartner, weil ich inzwischen Bassist geworden war und Anschluss an eine Band suchte. So stieß ich nach 47 Jahren wieder auf Dieter Wegener, der selbstverständlich immer noch Musik machte und gerade in eine Band in Broistedt eingestiegen war, wo er sehr zu seinem Leidwesen Bass spielen musste. Erleichtert darüber, dass ich nun seinen Part übernahm, konnte er jetzt wieder die Solo-Gitarre bedienen. Die Freude war allerdings nur von kurzer Dauer, denn bereits nach der dritten Probe schmissen sie uns raus, weil wir mit dem Schmuseprogramm der Gruppe nicht einverstanden waren und lieber kernigen Rock spielen wollten.
Instrumente hatte Dieter inzwischen reichlich zur Auswahl, manchmal konnte er sich nur zögerlich für eine seiner zahlreichen Gitarren entscheiden. Mir imponierte besonders seine uralte Stratocaster, von der es vermutlich nur noch wenige Exemplare auf der Welt gibt.
Ein weiterer Versuch einer Bandgründung scheiterte nach wenigen Wochen wohl in erster Linie daran, dass die Gruppe Dieters Vorstellungen vom Repertoire nicht folgen wollte.
Wir haben dann in den letzten Monaten immer wieder einmal zu zweit rumgeklimpert, ohne wirklich etwas auf die Beine gestellt zu bekommen. Dieter war zunehmend von seiner schweren Herzerkrankung gezeichnet und hatte für die Musik kaum noch Kraft übrig, obwohl er darin seinen wesentlichen Lebensinhalt sah.
Als ich Dieter knapp zwei Tage vor seinem Tod zum letzten Mal im Krankenhaus besuchte, drückte ich mein Bedauern darüber aus, dass es nun ja mit unserer Musik zu Ende sei. Das wollte er so gar nicht stehen lassen und legte Wert auf die Feststellung dass wir auf jeden Fall wieder starten würden, sobald er sich erholt hätte.
Jetzt spielt er irgendwo da oben Harfe. Wahrscheinlich ist er mit dem Instrument nicht einverstanden, das ihm zugeteilt wurde. Ich wette aber, dass er mindestens ein Dutzend davon schon wieder gesammelt hat.
Hau rein, Dieter. Es lebe der Rock`n Roll !
Uwe Bauhaus
Kommentare
Keep on rocking mein Freund Dieter!